TIEFENTLADENE BATTERIE ÜBER NACHT
SO SCHNELL GEHT'S
Das Problem einer sich langsam aber stetig entladenden Starter- und Bordnetzbatterie, trotz langer Fahrten und korrekter externer Nachladung, ist in den letzten Jahren vermehrt zu beobachten. Bei Start-Stopp-Autos und verstärkt im Segment Elektro- und Hybridfahrzeuge.
Alle Annahmen von Kurzstreckenfahrten, stop-and-go Verkehr und dessen negative Auswirkungen auf das Ladeverhalten der Batterie gecheckt und in den meisten Problemfällen als nicht zielführend bewertet.
Grund genug um das Thema so richtig zu analysieren.
Denn gleich den Schuldigen in Form der Starter- und Bordnetzbatterie zu suchen ist in den meisten Fällen ein Trugschluss. Warum? Weil meistens nach Batterietausch das Problem nicht behoben war! Einige interessante und relevante Beobachtungen kurz vermerkt.
Das Auto führt ein Eigenleben bei ausgeschalteter Zündung!
In manchen Elektro- und Hybridautos lädt das Batterie-Energie-Management (BEM) die Bordnetzbatterie kurz nach dem Start und dann oft fast nur mehr im Schubbetrieb – Motor ist dabei nicht vom Antriebsstrang getrennt. Sprich wenn man Gas wegnimmt und das Auto dahinrollt. So haben einige Lenker:innen selbst bei täglich mehr als 100 Kilometer Fahrleistung das Problem einer entladenen Starter- und Bordnetzbatterie.
Mit dem Ergebnis: Start-Stopp-Funktion aus, Klimaanlage und Standheizung funktioniert nicht oder nur mehr eingeschränkt, teilweise standen wir vor abgeschlossenem Auto weil das Keyless Entry System deaktiviert wurde.
Als nächstes folgten einige Werkstattbesuche und diverse Probefahrten.
Trotz großem Bemühen weiter laufend Probleme mit teil- und tiefentladener 12V Bordnetzbatterie.
Dann der erste Lösungsansatz mit etwas Glück und Kommissar Zufall.
Eines Abends nochmal bei 2 Problemautos (PHEV Plug-in Hybrid Electric Vehicle, also „Steckdosenhybrid“) in der Garage einen Besuch gemacht. Es waren eigenartige Klackgeräusche aus dem Motorraum zu hören und das so oft und so lange in der Nacht bis die 12V Bordnetzbatterie tiefentladen war! Zu guter Letzt kam in der Handy App noch die Meldung „Car Pass“, also Auto im Tiefschlafmodus. Das sind sozusagen die letzten Zuckungen des Autos vor Totalausfall.
Am nächsten Tag ab in die Werkstatt mit allen Beobachtungen.
Ergebnis: Schuld war das ABS-Steuergerät, welches sich bei abgeschlossenem Auto ständig aktiviert hat und das so oft bis die 12V Bordnetzbatterie tiefentladen war. Das Steuergerät war in unserem Fall nicht defekt sondern konnte neu resettet werden. Mitunter wird von Seiten der Werkstatt auch ein Software update empfohlen.
Nach unseren Recherchen sind in vielen Fällen diverse sich aktivierende Steuergeräte (ABS-, Motorsteuergerät, …) die Verursacher einer teil- und tiefentladenen Bordnetzbatterie! Neben den allseits bekannten Kriech- und Ruheströmen.
PS: Der ausgewählte Fahrmodus und Auswirkung auf die Ladespannung muß unbedingt mitberücksichtigt werden. Dazu gibt es bereits einen Artikel im Batteriewissen, siehe unten bei „Weitere Artikel zu diesem Thema“.
Wie viele Steuergeräte sind in einem Auto verbaut?
Zwischen 2006 und 2016 stieg die durchschnittliche Anzahl von Steuergeräten, über alle Fahrzeugsegmente hinweg, von 28 auf 38 Stück. In der Luxusklasse wurden 2023 bis zu 110 Steuergeräte verbaut; selbst in Kleinwagen waren es rund 20 Stück.
Was sind Steuergeräte?
Einfach ausgedrückt handelt es sich dabei um kleine Computer, die nicht nur in modernen Autos eingebaut sind. Sie überprüfen verschiedene IST Werte im Kfz und vergleichen diese mit den SOLL Richtwerten des Herstellers. Wenn der gemessene Wert nicht übereinstimmt, wird ein Fehlercode generiert. In einem Fahrzeug gibt es unzählige Steuergeräte, die für verschiedene Bereiche zuständig sind, z.B. Motorsteuergerät, Klimasteuergerät oder für das Infotainmentsystem, für die Cockpitanzeigen und für die Fahrerassistenzsysteme. In modernen Autos gibt es oft mehr als 100 verschiedene Steuergeräte!
Steuergeräte im Ruhemodus
Steuergeräte sind mit dem Abziehen des Zündschlüssels und dem Verriegeln der Türen noch lange nicht abgeschaltet. Mehr als eine Stunde kann es dauern, bis alle Steuergeräte im Ruhemodus sind und nur noch ein geringer Strom fließt. Diese Stromversorgung ist für die Alarmanlage, das Navigationssystem, die elektronische Wegfahrsperre und zur Erhaltung der Steuergeräte standby weiter nötig. Wie hoch dieser Strom ist, kann der Kfz-Betriebsanleitung entnommen werden - meistens sind es ca. 30 bis 60 mA.
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